Wir führen in diesem Kapitel drei Forschungsrichtungen zusammen:
Den Anstoß für diese Forschungen gab eine Studie von Philip Shaw, die 2006 veröffentlicht wurde. Das Institut für Leistungsentwicklung (IGL) hat diese Studie seit 2013 auf seiner Homepage erreichbar gehalten und Hypothesen für die Interpretation auf der klinischen Ebene vorgeschlagen; diese wurden inzwischen von Nachfolgestudien bestätigt. (zu den Texten des IGL hier und hier). – Die Studie bezieht sich auf die synaptische Reorganisation des Gehirns während bestimmter sensibler Phasen von der frühen Kindheit bis zum Ende des Jugendalters (Reduktion der Synapsen und Kortexverdünnung). Die Reorganisation erfolgt jeweils zeitversetzt in Abhängigkeit von der Intelligenz, am spätesten bei Hochbegabten.
In unserem Aufsatz „Hochbegabung und psychische Störungen“ haben wir vor allem auf einen besonders wichtigen Punkt hingewiesen: Die Reorganisation führt zwar spät zu höherer Effizienz bei Hochbegabten, d.h aber im Umkehrschluss, dass sich der Zustand geringerer Effizienz vor der Reorganisation verlängert. Bei Kindern zwischen 7 und 11 Jahren kommt es zu einem Zeitunterschied von 4 Jahren zwischen Hochbegabten und schwächer Begabten. Das könnte in Zusammenhang mit der klinischen Beobachtung stehen, dass hochbegabte Schülerinnen und Schüler in der 5. und 6. Jgst. besonders häufig kritische Episoden erleben.
Der Indikator der kortikalen Dicke wurde seit der Studie wiederholt zum Forschungsthema. Studien, die nicht Entwicklungsverläufe, sondern Zustände zu einem Zeitpunkt untersuchen
Bereits die Autoren dieser frühen Studie beobachteten einen Zusammenhang zwischen der synaptischen Reorganisation und dem Risiko von Fehlverschaltungen, die Ausgangspunkt für psychopathologischen Entwicklungen sein könnten. Diese Beobachtung wird 2007 in der Studie „Attention-deficit/hyperactivity disorder is characterized by a delay in cortical maturation“ ausgeführt. Zu diesem Zeitpunkt hatte im deutschsprachigen Raum bereits Katharina Braun, Universität Magdeburg, auf den Zusammenhang hingewiesen, allerdings auf Basis einer Stichprobe im Vorschulalter. Die Nachfolgestudien zu Shaw setzen nach 2007 ein. Die nach unserer Kenntnis wichtigsten nehmen wir hier auf.
2010 Christian K. Tamnes. Neuroanatomical correlates of executive functions in children and adolescents: A magnetic resonance imaging (MRI) study of cortical thickness
2013 Associations between