„Logische Folgen“ – Verhaltenssteuerung

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Und hier die wichtigsten Hinweise zu Rudolf Dreikurs Vorschlägen zur Verhaltenssteuerung

 „Ermutigung und logische Folgen sind zwei der wichtigsten Techniken, die Eltern zur Verbesserung der Beziehungen zu ihren Kindern anwenden können. Wichtiger noch: sie ersetzen die überholten Traditionen von Lohn und Strafe, die sich als immer wirkungsloser erweisen“ (S. 53) Der Grundgedanke der logischen (oder natürlichen) Folgen geht auf den Philosophen Herbert Spencer zurück, der die Meinung vertrat, „dass kein Mensch willentlich etwas tun wird, von dem er glaubt, dass es ihm schadet“ (S. 53). Natürlich tun wir im Alltag viele Dinge, die uns letztlich schaden, weil wir ihre negativen Folgen nicht erkennen – aber wir korrigieren dies sehr rasch, sobald wir diese Folgen bemerken. Deshalb ist es ein fataler Fehler, Menschen – gleich welchen Alters und welcher persönlichen Reife – permanent vor den Folgen ihres eigenen Handelns zu bewahren. Dies ist nicht Ausdruck von Liebe und Fürsorge, sondern eine gefährliche Irreführung, die für Kinder, aber auch für Erwachsene, weitaus bedrohlichere Folgen haben kann als eine vergeigte Prüfung (wegen unterlassener Vorbereitung) oder ein geplatzter Termin (wegen zu späten Aufbruchs). Statt Kinder zu bestrafen oder ständig zu bedrängen, genügt es völlig, damit aufzuhören, sie von den natürlichen Folgen ihres Handelns zu „beschützen“. (Quelle)

Natürliche und logische Folgen statt Strafen   

Strafen sind weit verbreitete Erziehungsmethoden, weil sie scheinbar schnell wirken. Die Nachteile sind jedoch gravierend: Sie untergraben eine gute Beziehung, verbreiten Angst und verführen Kinder, sich schlaue Wege auszudenken, um Strafen zu entgehen oder sich ein dickes Fell anzuschaffen. Bestrafte Kinder wälzen die Schuld auf andere ab, lügen, rächen sich usw., vor allem aber lernen sie durch Strafen kein sinnvolles Verhalten, was ja wohl der eigentliche Zweck sein sollte.
Logische, sowie natürliche Folgen dagegen helfen den Kindern, Verantwortung für ihr Tun und Lassen zu übernehmen, denn sie erfahren die Konsequenzen ihres Verhaltens. Natürliche Folgen erlebt jeder, der ohne Schirm im Regen geht. (Quelle)

Regeln für logische Folgen

Für logische Folgen/Konsequenzen sind bestimmte Regeln zu beachten: Die logischen Folgen müssen angemessen, mit der Tat verknüpft und respektvoll sein. Von einem Kinde, das ½ Stunde zu spät zum Unterricht kommt, zu verlangen, dass es den Schulhof reinigt, ist eine unangemessene, nicht verknüpfte und nicht respektvolle Strafe. Eine logische Konsequenz wäre, das Versäumte nach Schulschluss nachholen zu lassen. Wenn Kindern von vorne herein bekannt ist, welche Folgen abweichendes Verhalten hat, so können sie selbst entscheiden, ob sie die Konsequenzen in Kauf nehmen wollen. Moralpre­digten, oder die Genugtuung: „Habe ich dir das nicht gleich gesagt!” erübrigen sich. Noch besser ist es, wenn Kinder beim Festlegen der logischen Folgen mitbeteiligt werden, weil ihnen dann die Einhaltung der Abmachung wichtig ist. Vereinba­rungen werden am besten im regelmäßigen Fami­lienrat und Klassenrat getroffen. (Quelle)

Zum Familienrat. Quelle

Die regelmäßige Durchführung eines Familienrates (ebenso von Gruppen- und Klassenräten) ist eine außerordentlich wichtige Methode für ein verantwortungsvolles Zusammenleben in einer Gemeinschaft. Sie ermöglicht, Demokratie im Alltag zu erfahren und fördert die emotionale und soziale Intelligenz bei Kindern und Jugendlichen. Durch den Rat wird das Miteinanderleben in der Gemeinschaft geregelt und gewaltfreie Kommunikation trainiert.

Effekte 

  • Respektvoller Umgang untereinander
  • Verständnis für Regeln und Konsequenzen, Einhalten von Vereinbarungen
  • Frustrationstoleranz
  • Geduld
  • Entwicklung von Verantwortungsbewusstsein
  • Stärkung des Selbstbewusstseins
  • Umgang mit eigenen Gefühlen und den Gefühlen anderer
  • Verständnis für andere, deren Bedürfnisse und Sichtweisen
  • Toleranz
  • Konfliktfähigkeit
  • Abbau von Spannungen

Durchführung

Der Familienrat findet regelmäßig einmal in der Woche zu einer festgelegten Zeit statt. Eine freundliche Atmosphäre mit angenehmen Aktivitäten (zum Abschluss ein gemeinsames Spiel, Planung eines Ausfluges oder Festes u.a.m.) unterscheiden ihn von einer Kritik- und Beschwerdestunde. Der Rat wird von einer Person geleitet, eine andere hält Regeln und Vereinbarungen schriftlich fest. Diese Ämter werden wöchentlich gewechselt, sodass jeder an die Reihe kommt und sich in einer anderen Rolle üben kann. In der Anfangsrunde sagt jeder jedem etwas Gutes oder bedankt sich für eine hilfreiche Tat. Diese Rituale können wöchentlich wechseln. Sie fördern eine positive Sichtweise und schaffen durch das Geben und Erfahren von Ermutigung eine positive Atmosphäre.

Wichtige zu beachtende Regeln

  • Tagesordnungspunkte festlegen zu Beginn des Treffens, z. B. nach der Dringlichkeit oder nach der Reihenfolge der Anträge. Die Leiterin kann die Tagesordnung festlegen, um zeitraubende Diskussionen zu verhindern.
  • Anliegen können gesammelt werden als schriftliche Notiz, die Woche über in einem Zettelkasten. Wer weiß, dass sein Problem beim Rat zur Sprache kommt, muss nicht alle Probleme sofort lösen. Das entspannt.
  • Es redet immer nur einer zur Zeit. Jeder darf sein Anliegen vortragen und wird angehört. Anderen zuhören und zu warten, bis man an der Reihe ist, fördert Rücksichtnahme und die Fähigkeit sich zu gedulden (Frustrationstoleranz).
  • Anliegen werden grundsätzlich positiv geäußert, d.h. zukunftsorientiert. Dadurch entsteht eine positive Atmosphäre. Angriffe und Beschuldigungen dagegen führen zu Kränkungen, Verteidigungen und zum Streit. Beispiel: Statt eines Vorwurfes: „Du bist immer so zickig zu mir, wenn ich mit dir spielen will!” — stattdessen ein Wunsch: „Ich möchte gerne öfter mit dir spielen!”.
  • Anliegen können vertagt werden auf den nächsten Familienrat, damit die vorher vereinbarte Zeit nicht überschritten wird.

Erfolgreich angewandte Methoden tragen zum Gelingen des Rates bei. Diese sind außerdem in besonderem Maße zur Gewaltprävention geeignet. In unserer Mediengesellschaft erweist sich das als zwingend notwendig. Denn der Umgangston in Fernsehsendungen und Filmen ist seit vielen Jahren zunehmend rücksichtslos, kränkend und vermehrt handgreiflich geworden. Auch in denen, die für Kinder als geeignet eingestuft worden sind. Diesem modellhaft wirkenden und als Normalität dargestellten Kommunikationsstil ist pädagogisch gegenzusteuern.

Förderlicher Kommunikationsstil

  • Durch Ermutigung gibt man dem anderen zu verstehen, dass man sich für ihn interessiert und seinen Einsatz wertschätzt, auch trotz Fehlerhaftigkeit. Ermutigung sollte nicht mit Loben verwechselt werden. Loben macht abhängig von der Bewertung durch andere. Ermutigung hingegen stärkt das Selbstbewusstsein. Beispiel: Statt dass man pauschal äußert: „Deine Zeichnung hast du gut gemacht!” Kann man für Einzelheiten Interesse zeigen: „Das …. kann ich gut erkennen, magst du mir erzählen, was dir dazu eingefallen ist?”.
  • Hat jemand ein Problem, so ist „aktives Zuhören“ geeignet. Statt dass man Kritik übt, ungefragt Ratschläge erteilt oder die Angelegenheit herunterspielt mit der Bemerkung: „Das ist wirklich nicht so schlimm!“, bemüht man sich, den anderen zu verstehen: „Ich vermute, dass du dich angegriffen gefühlt hast und richtig wütend bist?“ Durch solche Vermutungen hilft man dem anderen, sich und die Situation besser zu verstehen, die eigenen Gefühle zu erkennen, zu äußern und fördert ihn dabei, selbst Lösungen zu finden. Aktives Zuhören ist sehr hilfreich. Es verbessert Partner- und Familienbeziehungen wesentlich und bewirkt auch am Arbeitsplatz ein besseres Klima. Es erfordert jedoch viel Übung, bis aktives Zuhören ein selbstverständlicher Teil der Kommunikation geworden ist. Um so wichtiger ist das Üben im Aktiven Zuhören während des Familienrats.
  • Konflikte werden durch Vorwürfe verschärft. Vorwürfe führen zum Verleugnen, Verteidigen, Trotzen und zu Kränkungen und Machtkämpfen. Stattdessen empfehlen sich Ich-Botschaften. Z. B.: „Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, wünsche ich mir eine aufgeräumte Küche. Leider muss ich mich oft ärgern, wenn Nachzügler den Frühstückstisch nicht abgeräumt haben.” Die Angesprochenen können dann überlegen, welchen Anteil sie am Problem des anderen haben und was sie zur Beseitigung des Problems beitragen können.
  • Vorschläge zur Konfliklösung zunächst unzensiert sammeln (Brainstorming) und erst anschließend das Für und Wider erarbeiten. Danach einigt man sich auf eine Lösung und trifft eine Vereinbarung.
  • Vereinbarungen sollten einstimmig getroffen werden in kleinen Gruppen, wie der Familie.  Bis zum nächsten Rat werden sie ausprobiert und Erfahrungen gesammelt.
  • Konsequenzen festlegen (anstelle von Strafen) und bei Fehlverhalten unbedingt folgen. Die strikte Einhaltung dieser Regel ermöglicht jedem, selbst zu entscheiden, ob er sich an die Vereinbarungen halten oder die Konsequenzen ertragen will. Sachliche Konsequenzen, anstelle von Mitleid und Nachgeben, geben den Kindern Sicherheit und entsprechen ihrem Gerechtigkeitsgefühl.