Die Federalist Papers – Die Frage, wie Freiheit und Gleichheit unschädlich gemacht werden können
Checks and Balances, Erweiterung um Kant „Zum ewigen Frieden“
John Locke – einer der geistigen Väter der amerikanischen Verfassung
Gedanken über Erziehung (Kurzbericht) https://condorcet.ch/2021/12/john-locke-gedanken-ueber-erziehung/
…
Die «Gedanken über Erziehung» sind ein «Handbuch» der Privaterziehung, der Unterricht sollte durch den universalen Hofmeister erfolgen. Nur so, glaubte Locke, könne die Individualität des Zöglings genügend berücksichtigt werden: «Von allen Menschen, denen wir begegnen, sind neun unter zehn das, was sie sind, gut oder böse, brauchbar oder unnütz, durch die Erziehung; das ist es eben, was die grossen Verschiedenheiten unter den Menschen hervorbringt. Die kleinen, fast unmerklichen Eindrücke auf unsere zarte Kindheit haben sehr wichtige und dauernde Folgen; und es ist hier wie bei den Quellen gewisser Flüsse, wo ein leises Anlegen der Hand die lenksamen Wasser in Kanäle leitet, welche ihnen einen ganz verschiedenen Lauf geben, durch diese unmerkliche Leitung, welche man ihnen gleich bei der Quelle gibt, empfangen sie dann verschiedene Richtungen und langen zuletzt an entfernten und auseinanderliegenden Orten an.» Damit legte er sein erzieherisches Credo einer fast unbegrenzten Erziehbarkeit des Menschen ab.
Weil das höchste Ziel des menschlichen Strebens die Glückseligkeit ist, liegt der Sinn der Erziehung darin, den Menschen zur Erreichung seines Glücks zu befähigen, in dem man Körper und Geist bildet.
Unbegrenzte Erziehbarkeit
Der Mensch ist erziehbar, weil seine Psyche von Geburt an den Eindrücken der Aussenwelt ausgesetzt ist, die sich in die Psyche einschreiben, wie in ein Stück unbeschriebenes Blatt Papier und damit die psychische Prägung und den Charakter bestimmen. Alle Vorstellungsinhalte des Menschen entstammen den Erfahrungen und Erlebnissen, die damit seine Handlungen und sein Willen determinieren. Es liegt in der Hand der Erziehung durch Vermitteln bestimmter Vorstellungen, auf die Ausbildung des Charakters, auf Sittlichkeit und Vernunft, Einfluss zu nehmen. «Wir sind geboren», sagt Locke, «um, wenn wir es wollen, vernünftige Menschen zu sein, aber nur Gebrauch und Übung machen uns dazu, und wir sind es wirklich nur bis zu dem Grade, als Nutzung und Fleiss uns gefördert haben.»
Weil das höchste Ziel des menschlichen Strebens die Glückseligkeit ist, liegt der Sinn der Erziehung darin, den Menschen zur Erreichung seines Glücks zu befähigen, in dem man Körper und Geist bildet. Juvenals «Mens sana in corpore sano» muss das Grundprinzip jeder echten Erziehung sein. Die leibliche Gesundheit der Heranwachsenden muss erhalten und gefördert werden. Statt Kinder zu verhätscheln und zu verzärteln sollten sie wie Bauernkinder erzogen werden. Ausreichender Schlaf und gesunde, einfache Nahrung sind die Grundlagen körperlicher Entwicklung.
Dem Willen muss die Richtung auf die Tugend gegeben werden, die nichts anderes als die Selbstbeherrschung ist. Um wahrhaft gut zu sein, muss man Herr über sich selber werden.
Geistige Erziehung
Die geistige Erziehung ist die Ausbildung von Wille und Verstand. Dem Willen muss die Richtung auf die Tugend gegeben werden, die nichts anderes als die Selbstbeherrschung ist. Nur wer sich seine Wünsche versagen kann, ist fähig, den Gesetzen der Vernunft zu folgen. Um wahrhaft gut zu sein, muss man Herr über sich selber werden. Die Erziehung zur Sittlichkeit muss früh beginnen, wenn sie das Leben beherrschen und bestimmen soll. Je früher mit der planmässigen Erziehung begonnen wird, desto erfolgreicher kann sie werden. Über falsches Verhalten hinwegzusehen, weil es ja noch ein Kind sei oder sich darüber als Eigenart zu freuen, macht den Menschen später unfähig, sich dem Diktat seiner Vernunft zu unterstellen. Man darf sich dann nicht wundern, wenn aus dem tyrannischen Kind, später ein ebensolcher Erwachsener wird.
Nach Plato ist die Wahrhaftigkeit der Anfang einer grossen Tugend. Um das Kind zur Wahrhaftigkeit erziehen zu können, darf seine Aufrichtigkeit und Offenheit durch nichts eingeschränkt werden. Dazu muss zwischen Erzieher und Zögling ein unerschütterliches Vertrauen herrschen. Das Kind soll zu einem höflichen und anständigen Benehmen gegenüber denjenigen erzogen werden, die dem Range nach unter ihm stehen: «Man sollte nicht dulden, dass Kinder die Wertschätzung der menschlichen Natur über dem zufälligen Unterschied der sozialen Rangstellung aus den Augen verlieren. Je mehr sie besitzen, um so freundlicher sollte man sie lehren im Verkehr zu sein und um so mitleidiger und sanfter gegen diejenigen ihrer Brüder, die niedriger stehen und denen ein kärglicherer Anteil zugefallen ist.» Der Mensch muss für die Gemeinschaft gebildet werden, den das Glück seines Lebens hängt von der Einfügung in das gesellschaftliche Ganze ab, die durch Wohlerzogenheit, Höflichkeit und feine Bildung erleichtert wird.
Erziehung zur Persönlichkeit
Der Erzieher muss mit grösster Sorgfalt und Umsicht ausgewählt werden. Damit er dem Kind solche Werte vermitteln kann, muss er selbst wohl erzogen sein und von der Familie besonders geachtet werden. Je höher die Wertschätzung des Erziehers, umso sicherer sein erzieherischer Erfolg. Kein Geld ist so nützlich angewendet, wie das für die Kindererziehung. Besser man hinterlässt den Kindern ein kleineres Vermögen und eine grössere Bildung.
Diese Ziele sind nur erreichbar, wenn der Erzieher in vorbildlicher Weise das ist, was der Zögling werden soll: eine Persönlichkeit.
Zur sittlichen Erziehung gehört unumgänglich, dass der Zögling ein Welt- und Menschenkenner werde. Der Erzieher muss ihm ein weltmännisches Benehmen beibringen und ihm den Nachahmungstrieb für alles wecken, was ausgezeichnet und lobenswert ist. Diese Ziele sind nur erreichbar, wenn der Erzieher in vorbildlicher Weise das ist, was der Zögling werden soll: eine Persönlichkeit. Dabei muss seine Individualität berücksichtigt werden und man soll das Kind als freien und gleichberechtigten Menschen behandeln. Fehler und Verirrungen sollen mit ihm vernünftig besprochen werden. Schelten, Schläge oder Belohnungen irgendwelcher Art sind von der Erziehung fern zu halten.
Bildung ist der Anfang des Gentleman, aber Lesen, gute Gesellschaft und Nachdenken müssen ihn vollenden.
Intellektuelle Bildung
Die intellektuelle Bildung ist auf Sittlichkeit und Lebenstüchtigkeit auszurichten. «Das Geschäft der Erziehung in Bezug auf das Wissen», schreibt Locke, «ist, denke ich, nicht einen Schüler in allen oder in einer Wissenschaft fertig zu machen, sondern seinem Geist jene Freiheit, jene Beschaffenheit, jene Gewohnheit mitzuteilen, die ihn in den Stand setzen könnte, jede Art von Wissen, auf die er sich legt oder die ihm im Laufe seines Lebens nötig wird, zu erlangen.» Wissen zu vermitteln, ist gegenüber der Schulung der Urteilskraft eine zweitrangige Aufgabe. Wenn man den Schüler niemals etwas auf blosse Autorität hin glauben lässt, fördert man seine Wahrheitsliebe und seinen Scharfsinn. Erst wenn der Schüler sich die Kenntnisse der Natur und des Menschen angeeignet und durch Reisen seinen Horizont erweitert hat und somit als wahrer Welt- und «Gentleman» gelten darf, kann der Erzieher seine Arbeit als beendet betrachten. Und wenn «dem jungen Herrn die Ehe in naher Aussicht steht, ist es an der Zeit, ihn seiner Gebieterin zu überlassen».
Die Philantropen Quelle: https://www.socialnet.de/lexikon/Philanthropische-Paedagogik#toc_3_2
Johann Bernhard Basedow (1724-1790) legt durch seine Schrift „Vorstellung an Menschenfreunde und vermögende Männer über Schulen, Studien und ihren Einfluß auf die öffentliche Wohlfahrt“ (1768) und mit der Erbauung des Dessauer Philanthropins den Grundstein einer selbstständigen Reformbewegung durch die „Menschenfreunde“. Die Erziehungsanstalt wird 1774 von ihm selbst gegründet, vier Jahre später übernimmt Christian Heinrich Wolke die Leitung. Das Institut ist ausgerichtet auf eine utilitaristische Vervollkommnung und Moralisierung des Menschen. Dies soll durch Realien, Anschaulichkeit der Lehrgegenstände, körperliche Übungen, das Erlernen moderner Fremdsprachen und den Unterricht in der Muttersprache erfolgen. Sein „Elementarwerk“, das zunächst 1770 und dann 1774 in seiner endgültigen Fassung erscheint, „soll mit den allerersten Erkenntnissen eines Kindes anfangen. […] Ein jeder Gegenstand wird zur rechten Zeit nicht zu früh und nicht zu spät für die Bildung des Verstandes und Herzens der Kinder darinnen vorkommen. Ich werde keine einzige Stufe der ordentlich fortschreitenden Natur darinnen überhüpfen“.
Hier befasst sich Basedow mit den Lebensbereichen des Kindes und dem Unterrichtswesen, das durch Kupfertafeln von Daniel Chodowiecki veranschaulicht wird. Den Zöglingen soll mit diesem bebilderten Werk das notwendige und nützliche Wissen anschaulich vermittelt werden. Die individuelle Vervollkommnung des/der Einzelnen ist Basedows (ebd.) Auffassung zufolge ein lebenslanger Bildungsprozess, der so früh wie möglich beginnen muss.
Das Philanthropin in Dessau entwickelt sich in der Folge zum Zentrum der philanthropischen Erziehungsbewegung, und zahlreiche Pädagogen sind hier zwischenzeitlich als Mitarbeiter angestellt. Neben Ernst Christian Trapp und Joachim Heinrich Campe sind auch Christian Gotthilf Salzmann und Rudolph Zacharias Becker in Dessau tätig.

Tab. XII Anfang des menschlichen Verstandes a) Wirksamkeit der fünf Sinnen und der Aufmerksamkeit. Jemand, der in deie Wolken sieht.Ein anderer, der auf den Laut der Glocke achtet. Ein Knabe, der zugleich den Prezel schmeckt, und die Kraft seines Gespielen fühlt. Ein andrer, der vor dem Geruche des brennenden Strohes die Nase zuhält. Noch ein anderer, der Nichts wahrnimmt als seinen Schmetterling. – b) Vorstellung des Gedächtnisses an einem Greise mit dem krummen Beine, welcher die Abbildung seiner Kindheit, seiner eignen Jugend und seines männlichen Alters betrachtet. – c) Die Erfahrenheit an einem Manne, der die Veränderungen des Wetters vorhersieht. Die Unerfahrenheit / an einem Knaben, der Vögel greifen will und ausgelcht wird. – d) Vermehrung der Erfahrenheit durch den Trieb, Allerley zu versucen. Das Spiel mit Seifenblasen. Die Umkehrung eines vollen Glases mit einem engen Halse. Die versuchte Löschung des Feuers durch heißes Wasser.
Tab. XIII Vorstellung der ersten Triebe der Menschen. A) Trieb der Sinnlichkeit an dem Knaben, der einen Apfel essen will; an dm andern, der an einer Citrone riecht; an vielen, die die Musik gern hören; an einem, der durch den Sonnenstrahlen sieht, an einem andern, welchen der Dornstich schmerzt. B) Der Trieb der Neubegierde an denen, welche an einem Seiltänzer und an einem Harlequin, der einen Affen auf der Achsel hat, zusehen; und an dem Knaben, der unglücklicherweise versucht, ob er allen im Kahn fahren könne. – c) Der Trieb zur Nachahmung an einem kleinen Professor und seinen Zuhörern. – d) Der starke Trieb zum Leben an einem Manne, dder sich gegen einen Rasenden wehrt; an einem andern, der vor einem wütenden Stier auf eine Mauer klettert; an einem andern, der sich im Wasser auf einer Tonne zu retten suchet.
Rudolph Zacharias Becker (1752-1822) – Der Schriftsteller und Philanthrop Rudolph Zacharias Becker bewundert Johann Bernhard Basedow für dessen Mut, seine Ideen praktisch in Dessau umzusetzen. Seines Erachtens hat Basedow damit „ein blühendes Institut“ aufgebaut, „wo junge menschliche Wesen, entfernt von der moralischen und politischen Verderbniß […] auf den Weg der wahren Menschenglükkseligkeit geleitet werden“. Becker selbst wird 1782 ins Dessauer Philanthropin berufen und beschreibt die dortigen Schüler mit ihren „nach Erleuchtung gierigen Blikken“, einer „unter ihnen herrschenden brüderlichen Liebe“ sowie mit einer „unumwölkten Frölichkeit, mit der sie jede Gottesgabe empfangen“. Genau dies wünscht er sich auch, für die gesamte Nation erschaffen zu können, und fordert den Aufbau eines allgemeinen öffentlichen Erziehungswesens im aufklärerischen Sinne. … Beckers Menschenbild ist geprägt von einer umfassenden Ausbildung aller menschlichen Kräfte und Anlagen, die dem/der Einzelnen von Gott mitgegeben sind. Im Zentrum seines Aufklärungsverständnisses befindet sich der Vervollkommnungsgedanke: Aufklärung ist für ihn der Weg, den Vervollkommnungstrieb in die „richtige Richtung“ zu lenken. … Durch die Vormachtstellung der Katholischen Kirche im Mittelalter sowie die Verbreitung von Aberglaube, Irrtum und Unselbstständigkeit im Denken und Handeln stagniert der Mensch Beckers Auffassung zufolge und ist noch immer von den „Überresten“ dieses Zeitalters bestimmt. Durch eine organisierte Aufklärung in allen Lebensbereichen muss der Mensch davon befreit werden. Nur so kann er zur individuellen und allgemeinen Glückseligkeit gelangen und der Gesellschaft nützlich sein. Becker spricht sich dabei für eine grundlegende schulische Elementarbildung aller Menschen aus, um den Vervollkommnungstrieb bei allen Menschen gleichermaßen auszubilden. Alle sollen sich gemeinsam vervollkommnen können und zum gemeinschaftlichen Wohlergehen beitragen.
Bildung und Erziehung – „Allgemeine Revision des gesamten Schul- und Erziehungswesens“
Die „Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens von einer Gesellschaft practischer Erzieher“ („ARSE“; Campe 1785-1792) ist das Gesamtwerk der Philanthropen. Die umfassende philanthropische Gedankenwelt ist in 16 Bänden im Zeitraum von 1785 bis 1792 zu finden. Die Revision kann als komplette theoretische Aufsatzsammlung und somit als ihre Gesamtschau über den Menschen und die Gesellschaft betrachtet werden. Es gab allerdings keine gemeinschaftliche Erziehungstheorie, vielmehr stehen verschiedene Vervollkommnungsgedanken oder unterschiedliche gesellschaftliche Auffassungen hier nebeneinander. Herausgeber war Joachim Heinrich Campe. Neben ihm sind auch weitere Philanthropen mit schriftlichen Abhandlungen vertreten. Dazu zählen u.a. Ernst Christian Trapp, Friedrich Gedike, Friedrich Gabriel Resewitz oder Friedrich Eberhard von Rochow. Campe wollte eine „Gesellschaft praktischer Erzieher“ um sich scharen, die mit ihm zusammen an dem Großprojekt arbeiten sollten. Statt einer gemeinschaftlichen Theorie zur Erziehung und Bildung des Menschen wurde verschiedenen Auffassungen zu den Hauptzielen Vervollkommnung, Glückseligkeit, Nützlichkeit, Bildung und Erziehung Raum gegeben. Damit besitzt die „Allgemeine Revision“ eher den Charakter eines „Gesprächs über Erziehung“, das die entsprechenden unterschiedlichen Überlegungen vereint.
Praktisch wurde dies in den Philanthropinen erfahren und ausprobiert, erkenntnisleitend war die Natur des Menschen. Methoden zur Erlangung des Wissens über den Menschen waren Beobachtung und Erfahrung, woraus Richtlinien für die Erziehung abgeleitet wurden. Der Mensch sollte ab seiner Geburt zweckgemäß geformt und erzogen werden, der Erziehung wurde damit eine „Allmacht“ zugeschrieben. Die praktischen Bestrebungen bezogen sich auf eine Verbesserung des gemeinschaftlichen Zusammenlebens und auf das Ziel einer allgemeinen Glückseligkeit. Durch die Bildung des Menschen zum nützlichen Mitglied der Gesellschaft sollte eine Versittlichung angestrebt werden, die sehr stark an Rousseaus naturorientierte erzieherische Forderung im „Emile“ erinnerte. Im Fokus der Philanthropen stand eine vervollkommnende, sittliche Erziehung des/der BürgerIn.
Die methodische Vorgehensweise in den Unterrichtsstunden sollte dem Alter der Kinder entsprechen und die Anschaulichkeit der Unterrichtsgegenstände oberste Priorität besitzen. Weiterhin sollte eine lebensnahe und praktische Wissensvermittlung im Sinne des Utilitarismus erfolgen und der Religionsunterricht glaubensübergreifend sein. Schullektionen und erzieherische Vorgehensweisen hatten dabei unabhängig von religiösen oder staatlichen Kontrollen zu sein. Der Mensch sollte hier im „Kleinen“ auf das gesellschaftliche Leben vorbereitet werden durch Herausbildung aller seiner geistigen und körperlichen Kräfte, um später im „Großen“ wirken und nützlich sein zu können. Die philanthropischen Einrichtungen besaßen einheitliche Gedanken, jedoch keine einheitliche Gesamtkonzeption. Ähnlich der „Allgemeinen Revision“, in der erziehungs- und bildungstheoretische Themen unterschiedlich diskutiert wurden, wurden auch in den Erziehungsanstalten verschiedene praktische Konzepte entwickelt.
Folgende schulische Institutionen und Philanthropine präsentieren einen Ausschnitt der praktischen pädagogischen Aufklärungsbewegung:
- eine von Friedrich Eberhard von Rochow 1773 auf seinem Gut Reckahn gegründete Dorfschule,
- das erste Philanthropin überhaupt, das von Johann Bernhard Basedow im Dezember 1774 in Dessau gegründet wurde und bis 1793 bestand,
- das im Oktober 1775 eröffnete und nur ein Jahr bestehende Philanthropin zu Marschlins unter der Leitung von Carl Friedrich Bahrdt, der dazu einen eigenen Erziehungsplan veröffentlichte,
- das dritte, 1784 von Christian Gotthilf Salzmann gegründete Philanthropin in Schnepfenthal,
- zwei von dem Theologen Heinrich Philipp Sextro 1790 in Hannover gegründete Armenschulen,
- das 1794 von Carl Friedrich von Conradi gegründete Conradinum in Jenkau, das 1801 eine philanthropisch ausgerichtete Erziehungsanstalt wurde.
Immanuel Kant (1724-1804)
Auch der Philosoph Immanuel Kant (1803) vertritt gegen Ende der philanthropischen Epoche die Ansicht, dass Einzelne nur von Ihresgleichen erzogen werden können. Für Kant kann der „Mensch […] nur Mensch werden durch Erziehung. Er ist nichts, als was die Erziehung aus ihm macht“. So steht hinter der Erziehung die Vervollkommnung des/der Einzelnen. Alle natürlichen Anlagen müssen bestmöglich hervorgebracht und entwickelt werden, wie der Keim einer Pflanze, sodass der/die Einzelne die eigene Bestimmung im Hinblick auf die Gemeinschaft erreichen kann. Dabei ist er/sie „das einzige Geschöpf, das erzogen werden muß. Unter der Erziehung nämlich verstehen wir die Wartung (Verpflegung, Unterhaltung), Disciplin (Zucht) und Unterweisung nebst der Bildung“. Zuvor hatte Kant 1784 (1784/1992) in der „Berlinischen Monatsschrift“ mit seiner Beantwortung der Frage „Was ist Aufklärung?“ dazu aufgerufen, dass der Mensch den Mut haben soll, sich seines „eigenen Verstandes zu bedienen!“.