Über Hochbegabung

Forschung und Erfahrung zum Thema

Kognitive Hochbegabung ist ein Persönlichkeitsmerkmal wie rote Haare und Weitsichtigkeit. In Interaktion mit anderen Merkmalen beeinflusst sie die Verhaltensdispositionen von Menschen. (Max
Kognitive Hochbegabung hat neurobiologische Grundlagen und charakteristische Wirkungen auf die Gehirnentwicklung, die Betroffene und Normalbegabte unterscheiden. (Max beginnt die Synapsenreduktion  der Pubertät drei Jahre später als Normalbegabte.)
Kognitive Hochbegabung beeinflusst Wege des Lernens, in gerader Logik oft positiv, in paradoxer Rationale auch negativ. (Max kann effizient denken, daher gesteht er sich keine Fehler zu, so dass er Probleme (Aufgaben unter Unsicherheit) verzögert löst.)

Hochbegabung ein Stück pädagogischer Realität, ohne deren Kenntnis pädagogisches Handeln gegenüber der Zielgruppe unzureichende Entscheidungsgrundlagen hat, was wiederum zu einem erhöhten Risiko für Fehler führt.

Was hier kurz zusammengefasst ist, ist wissenschaftlicher Sachstand, der fachlich nicht umstritten, wohl aber bei Verantwortlichen in Bildungswissenschaften und -politik, Schulverwaltung und Praktikern der Hochbegabtenförderung nur teilweise rezipiert wird. Auf diesen Sachverhalt wird hier hingewiesen.

Die deutsche Bildungspolitik hat den 20jährigen Hype der Hochbegabtenförderung verlassen, ohne ihre routineförmigen Förderstrategien einer wissenschaftlichen Evaluation zu unterwerfen, so dass einer ihrer prominenten wissenschaftlichen Begleiter das Fazit zieht, man wisse nicht viel über deren Wirkungen (Wolfgang Schneider      ). Die deutsche Bildungspolitik bricht auf in einen neuen Hype, die Aufmerksamkeit auf Hochbegabung wird durch Aufmerksamkeit für Hochleistung ausgetauscht. Der frühere Dollpunkt Hochbegabung gabelt sich – hochbegabte Hochleister werden in das neue Muster Hochleistung übernommen, hochbegabte Niedrigleister werden der Förderpädagogik (gemeinsam mit…) zugewiesen. Allem Unterricht, ob für Hochleistende oder Förderschüler, wird die seit der Aufklärung angestrebte, von allen geschätzte, von nur wenigen umgesetzte Methode „Innere Differenzierung“ verpflichtend zugewiesen. Dass Lehrkräfte das nicht können, wird festgestellt und in die Aufgabe, es ihnen beizubringen, eingebracht. Die fehlenden Möglichkeiten werden in Zielvorstellungen umgeschrieben.

Tausende von Wissenschaftlern, Schulfachleuten und Lehrkräften wurden beauftragt, die fehlenden Grundlagen zu schaffen, sie sind seit fast zehn Jahren an der Arbeit. Doch um die große Bewegung zu „Leistung macht Schule“ ist es still. Die Presse steht beiseite, die erarbeiteten Ergebnisse werden in ausgewählten Gruppen weitergegeben, während die Erhellung für die Praxis erfolgen soll, wenn die demnächst Ausgebildeten als Moderatoren in die Schulen gehen und den Lehrkräften beibringen, was sie gelernt haben. Wer Schule kennt und wer im Hype der Hochbegabtenförderung das nämliche Modell mit erlebt hat, mutmaßt, was daraus wird. Es steht zu erwarten, dass die PISA Ergebnisse, die Anlass für den Wechsel des Hype gegeben haben, sich nicht verändern werden.